Auslandseinsätze der Bundeswehr

Erfahrungen Vor-Ort

Josefine Hintzen, Ärztin im Bundeswehrkrankenhaus Berlin, ist erst im Dezember vom einem Afghanistan-Einsatz zurückgekehrt und war zuvor auch im Kosovo stationiert gewesen.

Sie  berichtet vom Alltag im Kriseneinsatz und dem Umgang der Betroffenen mit dieser schwierigen Situation.

 
 

Als Augenärztin der Bundeswehr in Afghanistan

CDA-Kollegin Dr. Josefine Hintzen berichtet von Ihren Erfahrungen im Auslandseinsatz

 

Unsere CDA-Kollegin und Landesvorstandsmitglied Dr. Josefine Hintzen arbeitet als Augenärztin im Berliner Bundeswehrkrankenhaus. Sie ist -wie ihre Kolleginnen und Kollegen- verpflichtet, etwa alle ein bis zwei Jahre einen etwa dreimonatigen Auslandseinsatz zu absolvieren. Auf Einladung der CDA und der Frauen Union referierte sie vor über 30 Interessierten über Ihre Tätigkeit im Lazarett des multinationalen Feldlagers Mazar-E-Sharif im Norden Afghanistans. Das Lager selber wird derzeit von etwa 10.000 Soldaten bewohnt und ist damit das Größte im Land. Es ist Teil der von der UNO eingesetzten internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe ISAF (International Security Assistance Force).

Frau Dr. Hintzen referierte lebendig und anschaulich über die Lebensumstände und Ausstattung des Feldlagers. In der anschließenden Diskussionsrunde konnten dann einzelne Aspekte noch vertieft und zahlreiche Fragen beantwortet werden.

Nach dem Ende der sowjetischen Besatzung (1979 bis 1989) folgte ein Bürgerkrieg, den die Anführer islamistischer Terroristen nutzten, um u.a. von Afghanistan aus ihre weltweiten Anschläge vorzubereiten. Seit 2001 sind UN-Friedenstruppen in Afghanistan stationiert, um den Bürgerkrieg zu beenden und die terroristischen Einsatzbasen zu vernichten.

Das Feldlager liegt in der Wüste. Das Klima in der Region um Mazar-E-Sharif ist im Sommer heiß und trocken. Ohne Übergangszeit folgende strenge Winter. Im Frühling muss mit starken Überschwemmungen gerechnet werden. Infolge der klimatischen Bedingungen sind gesundheitliche Schädigungen aufgrund der Hitze und Trockenheit, sowie Infektionen -auch durch Insekten übertragen- an der Tagesordnung. Ebenso müssen regelmäßig Notfälle versorgt werden. Die Anzahl von Selbstmordanschlägen auch in der Nähe des Feldlagers ist hoch. Das Lager selbst wird daher streng bewacht. Falls die Notwendigkeit eines Rücktransportes besteht, stehen spezielle, mit OP-Räumen ausgestattete Flugzeuge zur Verfügung. Bis jetzt (Mai 2013) sind schon mehr als 50 deutsche Soldaten im Einsatz in Afghanistan ums Leben gekommen.

In einem islamischen Land wie Afghanistan gibt es eine komplett andere Kultur. Die Anerkennung von Frauen entspricht in keiner Weise dem mitteleuropäischen Umgang. Dies macht es insbesondere weiblichen Soldaten besonders schwer. Die Bekleidung der dort stationierten Soldat(inn)en ist trotz der Hitze zweckmäßig (langärmlig, tarnfarben); das Tragen einer Waffe sowie regelmäßige Schießausbildung sind obligatorisch. Letzteres gilt übrigens auch während des Dienstes in Deutschland. Auch das Lazarett ist international mit Ärzt(inn)en aller Fachrichtungen besetzt. Die Koordination erfolgt durch den sog. „Truppenarzt“, der im übertragenen Sinne die Funktion eines Hausarztes ausübt. Neben den festen Sprechzeiten tagsüber gilt für den Rest der Zeit Bereitschaftsdienst, sodass sich insgesamt ein 24-Stunden-Dienst an 7 Tagen in der Woche ergibt. Die Ausrüstung der Behandlungszimmer entspricht dem in Deutschland üblichen Standard, wenn auch nicht immer in der entsprechenden räumlichen Ausdehnung. Dazu kommt noch die persönlichen Schutzausrüstung wie Helm und Splitterschutzweste.

Leider kann nicht immer gewährleistet werden, dass die Heimreise pünktlich erfolgt. Verzögerungen aufgrund technischer oder klimatischer Probleme, oder gar durch kriegerische Auseinandersetzungen sind nicht selten. Für die Betroffenen stellt dies nicht zuletzt eine besondere psychische Belastung dar, die auch durch den Kontakt nach Hause über die vorhandenen modernen Kommunikationswege nicht vollständig ausgeglichen werden kann.

Frank Zwiener


29.5.13 Auslandseinsätze der Bundeswehr